Dies & Das

Donnerstag, 02.11.2017

«Konsumenten» statt «Patienten» und «Smart Hearing» statt «Hörgerät»?

Auch im Gesundheits­bereich nehmen Anglizismen, IT-Fach­chinesisch und Fremd­wörter aus dem Marketing weiter überhand. Dient das wirklich der Verständlich­keit und wird das als «modern» wahr­genommen?

Hörgerät, Smart Hearing

Auch im Gesundheitsbereich nehmen Anglizismen, IT-Fachchinesisch und Fremdwörter aus dem Marketing weiter überhand. Dient das wirklich der Verständlichkeit und wird das als «modern» wahrgenommen?

«Ein Hörgerätehersteller macht auf cool.»

Dieser süffisante Titel war in der Neuen Zürcher Zeitung vom 20. Oktober zu lesen. Der Redaktor reagiert damit auf das Bemühen von Herstellern, ihre älteren Abnehmer wenigstens sprachlich zu verjüngen. So bezeichnet ein führender Schweizer Hörgerätehersteller seine Kunden neu konsequent als Konsumenten und nicht mehr als Patienten. Für eine ältere Person ist es zugegebenermassen angenehmer, als Konsument und nicht als betagte Person angesprochen zu werden.

Moderne sprachliche Bezeichnungen und Visualisierungen als moderne, «coole» Konsumelektronik ist bei Hörgeräten wohl auch auf die neuen Technologien dieser Geräte zurückzuführen. So kann beispielsweise ein Anruf auf das Mobiltelefon dank Bluetooth auf Knopfdruck mit dem Hörgerät verbunden werden. Es ist und bleibt jedoch Tatsache, dass der Hörgerätbenutzer in der Regel über 70 Lenze zählt. Er braucht dann meist ein Hörgerät und nicht unbedingt «Smart Hearing». Oder wie es die NZZ ausdrückt: «Um sich mit elektronischen Gadgets auseinanderzusetzen, sind viele Patienten dann schon zu alt.»

Ein Hörsystem-Akustiker von Fielmann, wo man die Abnehmer übrigens konsequent als Kunden bezeichnet, erklärt mir dagegen, dass die erwähnten neuen Technologien durchaus auf steigendes Interesse stossen. In der Praxis allerdings fällt der Entscheid den meisten Betroffenen noch schwer.

Bei Vitodata sind die Verfasser von Texten gehalten, sich in Deutsch und möglichst verständlich auszudrücken. Es gilt die Regelung, dass bei IT- und anderen Fachbegriffen und -abkürzungen die deutsche Bezeichnung oder eine Erklärung in Klammern angefügt wird. In der Anwenderausbildung hat man zudem festgestellt, dass eine mündliche Erklärung in Deutsch oder Dialekt, in Verbindung mit Video- und Bildschirm-Darstellung, die besten Schulungsergebnisse erbringen.