
Diabetes Screening
Wie kann die Anzahl unbekannter Diabetes-Fälle reduziert werden? Lesen Sie in diesem Blogbeitrag, mit welcher Labordiagnostik das möglich ist.

Die aktuelle Labordiagnostik hilft, die Anzahl unbekannter Diabetes-Fälle zu reduzieren.
Diabetes – was ist das?
Diabetes mellitus (DM) bezeichnet eine Gruppe von Krankheiten des menschlichen Stoffwechsels. Er entsteht durch eine Hyperglykämie (Überzuckerung) – ausgelöst durch Störungen der Insulinproduktion oder -wirkung.
Ohne das nötige Insulin beziehungsweise die nötige Insulinwirkung kann der Körper dem Zellmetabolismus keine Glukose zuführen. Weil die Zellen keine Glukose mehr aufnehmen können, steigt die Konzentration des Blutzuckers kontinuierlich an. Daraus entsteht eine chronische Hyperglykämie, die langfristig Organschäden verursacht.
Welche Formen gibt es und wie unterscheiden sie sich?
Die bekanntesten drei DM-Typen:
- Diabetes mellitus Typ 1
Typ 1 DM entsteht meistens durch eine Autoimmunreaktion: Der Körper zerstört
die eigenen pankreatischen β-Zellen, weil er sie fälschlicherweise als Bedrohung
von aussen wahrnimmt. Auf Grund der zerstörten β-Zellen kann der Körper kein Insulin mehr herstellen. Das Insulin muss deshalb von aussen zugeführt werden. Typ 1 DM entsteht häufig im Kindes- oder Jugendalter. - Diabetes mellitus Typ 2
Die Ursache von Typ 2 DM ist vorwiegend eine Insulinresistenz des Körpers: Der
Körper produziert zwar noch Insulin, die Zellen können es aber nicht mehr richtig
aufnehmen. Typ 2 DM zeigt sich meist erst im mittleren bis späteren Erwachsenenalter. Durch die Zunahme von Bewegungsmangel und Übergewicht sind allerdings auch immer mehr jüngere Erwachsene betroffen. - Gestationsdiabetes
Ein Gestationsdiabetes – auch Schwangerschaftsdiabetes genannt – kommt als
vorübergehende Störung des Glukosestoffwechsels während der Schwangerschaft
vor. Diese DM-Form verschwindet in der Regel nach der Geburt.
Screening – wer und wann?
Bei allen Personen ab 45 Jahren: Alle 3 Jahre
Bei erhöhtem Risiko: früher und in kürzeren Intervallen
Folgende Kriterien begründen ein erhöhtes Risiko:
- Positive Familien-Anamnese
- Status nach Gestationsdiabetes oder Geburtsgewicht eines Kindes > 4’100 g
- HbA1c 5.6–6,4 Prozent und/oder Nüchternglukose 5.7-6.9 mmol/l in der Anamnese
- Übergewicht: BMI > 25 kg/m2 (> 23 kg/m2 bei asiatischer Herkunft)
- Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck)
- Dyslipidämie (Fettstoffwechselstörung)
- Bekanntes polyzystisches Ovarsyndrom
Diagnostik
Anamnese / körperliche Untersuchung:
- Körperliche Untersuchung:
Grösse, Gewicht, Blutdruck, periphere Arterien, Fussuntersuchung - Familien-Anamnese:
Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall
Aktuelle Labordiagnostik
Zur Diagnostik des DM empfiehlt die American Diabetes Association folgende 4 Kriterien:
- Nüchtern-Plasmaglukosewert von ≥7.0 mmol/l
- Gelegenheits-Plasmaglukosewert von ≥11.1 mmol/l bei Patienten mit Symptomen einer Hyperglykämie
- OGTT 2-Stunden-Wert ≥11.1 mmol/l
- HbA1c ≥6.5 Prozent
Verschiedene Studien zeigen, dass sich die Gruppe der Personen mit unerkanntem DM oder Prädiabetes mehr als verdoppelt, wenn zusätzlich zum Nüchtern-Plasmaglukosewert das HbA1c zur Diagnostik des DM herangezogen wird.
Kreatinin, Kalium, Natrium, GOT, GPT, Urinstatus für Mikroalbuminurie und TSH bei Typ 1 DM ergänzen die Laboruntersuchungen.
Wichtiges zum Patientenmaterial
Die am meisten verordnete Methode ist die Glukose-Messung im venösen Plasma bei Nüchtern-Patienten. Dabei ist die Präanalytik von entscheidender Bedeutung: Eine wichtige Rolle spielen dabei das Einhalten der Nüchternperiode sowie die Auswahl des Plasma-Transportmediums.
Für den Transport gelten die Röhrchen mit NaFluorid-Zusatz seit Jahren als die erste Wahl. Diese haben die Eigenschaft, den Abfall der Glukose-Konzentration vor allem in den ersten Stunden zu verhindern.
Klinik
Patienten mit neu entdecktem DM haben häufig ein erhöhtes Durstgefühl und damit einhergehend einen verstärkten Harndrang. Sie verlieren zudem mit der Zeit an Gewicht und sehen verschwommen.
Die Symptome entwickeln sich je nach Diabetes Typ unterschiedlich. Bei Typ 1 Diabetes entwickeln sich die Symptome oft sehr rasch. Bei Typ 2 Diabetes hingegen haben Patienten lange Zeit keine Symptome oder nur unspezifische Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Leistungseinbusse oder erhöhte Anfälligkeit für Infekte.
Die Progression von Prä-DM zu einem manifestierten DM Typ 2 ist sehr hoch. Umso wichtiger ist es, die Anzahl unerkannter Fälle zu reduzieren. Aus diesem Grund braucht es eine möglichst frühzeitige Diagnose. Die oben erwähnte Kombination von Nüchtern-Glukose und HbA1C leistet hierzu einen wichtigen Beitrag. Denn mit gezielten Massnahmen wie etwa der Reduktion des Körpergewichts durch ausgewogene Ernährung und Sport lässt sich diese Progression verzögern oder gar stoppen.
Medics Labor AG